ALLES ANDERE ALS NORMAL
Ihre hellbraunen Augen waren in die Weite gerichtet, während sie in der morgendlichen Stille den zarten Hauch des Windes auf ihrer Haut spürte. Den Morgenspaziergang hatte sie hinter sich. Während sie einen Schluck Kaffee aus ihrer Thermoskanne nahm, genoss sie den Start in den Tag mit dem Zwitschern der Vögel. Ihr größter Traum war es schon immer, in einem ruhigen Haus mit Garten zu leben.
Da sie seit ihrer Kindheit in einem Mehrfamilienhaus gelebt hatte, war das Haus mit dem Garten, das sie nun zum ersten Mal erlebte, seit dem Umzug eine wahre Freude für sie. Es überraschte sie, dass sie auf dem Spazierweg niemanden begegnet war. Innerlich dachte sie: “Wie kann man in so einer Gegend an so einem schönen Morgen zu Hause bleiben?” „Der Mensch…“, murmelte sie vor sich hin. „Wie schnell der Mensch doch etwas, das eigentlich nicht normal ist, nach einigen Zeiten als selbstverständlich sehen kann...”
Als sie an die Wohnungen dachte, in denen sie gewohnt hatte, erinnerte sie sich an ihre Universitätszeit… Tatsächlich hatten sie damals auch etwas Ähnliches erlebt. Sie hatte mit ihrer Freundin beschlossen, eine Wohngemeinschaft zu gründen.
Bei einem Spaziergang am Meer sah sie an einem Fenster ein angeklebtes Stück Papier, auf dem geschrieben stand: „Zu vermieten.“ Dieses Haus, mit einer atemberaubenden Aussicht auf das Meer, lag auch sehr nah an der Fakultät. Sie dachten über die Miete für ein solches Haus nach und vermuteten, dass es aufgrund des Zustands der Wohnung wohl nicht an Studierende vermietet werden würde. Trotz dieser Vermutungen sahen sie sich gegenseitig an und sagten gleichzeitig: „Fragen wir doch einfach nach.“
Überraschenderweise war der
Hausbesitzer, der ursprünglich aus der Schwarzmeerregion stammte, einverstanden
seine Wohnung an diese zwei Studenten zu vermieten, - und das sogar zu einem günstigen
Preis! Andere Freunde zahlten mehr Miete für ihre Wohnungen. Diese Situation
und der Mietpreis waren alles andere als normal.
In den ersten Monaten frühstückten sie
jeden Morgen auf dem Balkon und genossen nach den Vorlesungen ihren Kaffee in
den Sesseln mit Meeresblick. Freunde, die gelegentlich zu Besuch kamen, waren
jedes Mal von diesem Ausblick begeistert. Mit der Zeit verwandelte sich diese
schöne Wohnung jedoch in einen Ort, an dem der Vorhang wegen der Sonne ständig
geschlossen blieb und der Balkon nur noch betreten wurde, wenn Besuch da war.
Sobald sie aus den Vorlesungen kamen, zogen sich beide in ihre Zimmer zurück.
Sie merkten nicht einmal, dass sie das Meer wochenlang nicht gesehen hatten.
Der Ausblick war zwar immer noch wunderschön, doch für sie war er längst nichts
Besonderes mehr.
Die Erfahrungsdesignlehre sagt: Der Mensch neigt dazu, Dinge zu
normalisieren was für ihn gewöhnlich ist.
·
Wie ein gesunder Mensch, der jeden Morgen die Augen öffnet, ohne sich zu
wundern, dass seine Augen sehen...
·
Wie der Pfirsichbaum, der im Sommer süße Früchte gibt aber im Winter ein
kahler Zweig wird...
·
So wie es genügt, den Wasserhahn aufzudrehen, um jeden Tag sauberes
Wasser zu bekommen…
·
Wie der Zugang zu Sauerstoff, dem grundlegendsten Bedürfnis des
Menschen, für den man keinen Preis zahlen muss…
·
Wie die Kraft, etwas mit den eigenen Händen zu greifen, ohne auf äußere
Unterstützung angewiesen zu sein…
Für
den Menschen sind diese Wunder so alltäglich, dass er sie als völlig normal
empfindet – bis sie ihm genommen werden...
Bis das Auge erblindet, der Baum keine Früchte mehr trägt, das Wasser nicht
mehr fließt, der Sauerstoff knapp wird, die Hände ihre Kraft verlieren…
Wie könnte
jemand, der all diese Wunder normalisiert, nicht auch das Leben in einem Haus
mit Garten als normal empfinden? All dies sind Dinge, die dem Verlangen
des Menschen entsprechen und sich daher schnell als normal anfühlen. Der Mensch
neigt dazu, sich rasch an die Gesten und Möglichkeiten zu gewöhnen, die ihm von
Geburt an mühelos zur Verfügung stehen. Mit der Zeit wird das alles für ihn
selbstverständlich.
Die Augen oder das, was diese Augen sehen...
Die Ohren oder das, was diese Ohren hören...
Die Hände oder das, was diese Hände ergreifen können...
Wie war es möglich, dass ein Unrecht, das Tag für Tag wuchs, als normal
empfunden wurde?
Wie konnte es sein, dass die stärksten Gefühle angesichts der schmerzhaftesten
Szenen, die die Menschheit je erleben konnte, mit der Zeit nachließen?
· Familien, die ihr Leben in einen Rucksack packen und
ständig vertrieben werden...
Ein Vater, der auch heute wieder mit gesenktem Blick nach Hause zurückkehrt,
weilernichts zu essen für seine Familie finden konnte…
Fast alle Menschen, die unter 70.000 Tonnen Bomben erdrückt wurden…
Ein Morgen, an dem 100 Menschen während des Gebets ermordet werden…
· Ein Kind, das nicht für ein Spielzeug, sondern für Wasser
weint…
War all das
wirklich normal? Oder kann so etwas überhaupt normalisiert werden?
Wie kann das Leben trotz all dem einfach weitergehen, als wäre nichts
geschehen?
Was heute in Gaza
geschieht, verdient eine Reaktion von jedem, der Zeuge davon ist.
Jeder sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten, seines Verstandes und seines
Gewissens handeln.
Doch das Letzte,
was wir tun dürfen, ist, dies zu normalisieren …
Denn das, was
geschieht, ist alles andere als normal!
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Die
Erfahrungsdesignlehre ist eine Wissensgemeinschaft, die Strategien aus
vergangenen Erfahrungen entwickelt, damit wir unsere Zukunft besser gestalten
können.
Es bietet Methoden an, um bessere Beziehungen aufzubauen damit wir ein glücklicheres und erfolgreicheres Leben führen können.
Mit den Seminaren “Wer ist wer”, “Master in Beziehungen”, “Psychologie des Erfolgs” und “Master des Vermeidens” trägt er zu diesem Ziel bei.
Die in der
Erfahrungsdesignlehre Seminaren vermittelten Informationen sind wahre
Informationen, die für alle Zeiten, alle Themen und alle Menschen gelten.
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“Seitdem der Mensch erschaffen
worden ist, hat sich der größte Freund und Feind des Menschen nie verändert.
Die Person im Spiegel!
Entdecke, was du alles alleine erreichen kannst!”
Yahya Hamurcu
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